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von Bernhard McQueen/BRNZN
Graffiti in der August-Wessels-Straße
Bernhard McQueen alias BRNZN gehört zu den bekanntesten Künstlern seiner Generation aus unserer Region. Er ist Streetart-Künstler, aber auch DJ und ein Performer, der es versteht, mit Leichtigkeit und Relevanz das Leben der anderen besser zu machen.
Bernhard McQueen gehört auch zu den tragischen Künstlern seiner Generation, weit über unsere Region hinaus. Sein floraler Wandschmuck hat ihn berühmt und berüchtigt gemacht. Es hängt nun an ihm, so wie der Schlager »Ganz in Weiß« am Hals des Rock’n’Rollers Roy Black hing. Seine Blume, ein Throw-up, wurde ein lebendiger Teil Augsburger Popkultur. Sie sollte Baustein im Stadtmarketing der selbst ernannten »City of Peace« werden. Nun brachte sie ihn – erneut – in den Bau.
Mit einem Jahr und zwei Monaten quittierte das Gericht in diesem Herbst seine letzten Veröffentlichungen und bezifferte den Sachschaden mit 10.895,76 Euro. Das ergibt für einen Schaden von je 25 Euro einen Tag Gefängnis für den Wiederholungstäter. Ein Urteil bitter wie aus einem Roman von Charles Dickens.
McQueen sitzt in Gablingen ein. Im Gästebuch der JVA finden sich Namen wie Markus Braun und Rupert Stadler. Letzterem wird im laufenden Prozess zum Audi-Dieselskandal vorgeworfen für einen Schaden von mindestens 12 Millionen Euro verantwortlich zu sein. Ersterer wird im Wirecard-Prozess wohl mit Gläubigerforderungen von mehr als 12 Milliarden Euro konfrontiert. Additiv zu einer laufenden Strafe, fußend auf einer illegalen Streetart-Aktion in Coburg, bedeutet das letzte Urteil drei Jahre Haft für Bernhard McQueen. Mit Haftverschonung ist frühestens Ende 2021 zu rechnen. Mit welchen Konsequenzen die Kunstvandalen nach einer Ergreifung zu rechnen hätten, die im Herbst diverse Berliner Museen heimgesucht haben, ist dagegen völlig offen. Ebenso, wer für die Zerstörung ganzer Kulturbereiche in Corona-Zeiten später einmal zur Verantwortung gezogen wird.
Bernhard McQueen war bis zu seinem Haftantritt für die qp-Kuration verantwortlich. Er entschied, den ersten a3kultur-Preis anteilig an alle Macher*innen der qp-Interventionen zu vergeben.
Natürlich kennt er auch einige Wände auf dem Gaswerkareal, die nach seiner speziellen Aufmerksamkeit verlangen. In Zukunft jedoch nur noch völlig legal – versteht sich.