PANEL e DOKU

Panel e: Kunst- und Kulturvermittlung

Samstag, 17. November, 9:30 Uhr, Nicht für die Schule lernen wir
e1 Impulse / e2 Workshops
Kuratorinnenteam: Ute Legner (Stadt Augsburg), Barbara Kolb (tim)

Das Panel e fand passend zur Thematik der Kunst- und Kulturvermittlung nicht auf dem Campus,
sondern in gemütlicher Runde im museumspädagogischen Raum des Textilmuseums statt. Das
»Publikum« bestand größtenteils aus Arbeiter*innen des Kunst- , Kultur- und Museumsbereichs,
jedoch waren auch einige interessierte Student*innen dabei.

Die Impulsvorträge hielten Christine Schmid-Egger, die Zuständige für Museumspädagogik von der
Landesstelle für nichtstaatliche Museen in Bayern und Dr. Josef Kirmeier, der Leiter des
Museumspädagogischen Zentrums München. In beiden Präsentationen stellten sich die
Themengebiete heraus, mit denen sich die Museen zukünftig in museumspädagogischer Hinsicht
unvermeidlich auseinandersetzen müssen; Integration, Inklusion, Partizipation und Social Media –
das Ziel ist also das Museum für alle zu etablieren.

Frau Schmid-Egger verschaffte allen Teilnehmern zunächst einen Überblick über die momentane
Situation der Kulturvermittler*innen in Bayern. Demnach gibt es rund 1.350 Museen mit knapp 19
Mio. Besuchern pro Jahr, von denen circa 97 % (in 2016) Vermittlungsformate, größtenteils
Führungen, anbieten. Vor 20 Jahren waren es noch 10 % weniger. Eine positive Entwicklung ist also
spürbar, dennoch kann man es nicht verleugnen, dass es generell zu wenig und zum Großteil nur auf
Honorarbasis beschäftigte Museumspädagog*innen gibt. Deren Leistungen sind allerdings in Hinblick
auf die innovative Vermittlung der letzten Jahre beachtlich.

Denn mittlerweile geht es in der Museumspädagogik nicht mehr nur um die Erstellung und
Durchführung gelungener Führungen, sondern um die Einbindung von neuartigen und kreativen
Konzepten. Dazu gehört zum Beispiel, dass die Rolle des Vermittlers im ungewöhnlichsten Fall an
Roboter, wie 2017/18 in der Kunsthalle Emden, oder etwas abgemildert im Rahmen der peer-topeer-
Vermittlung an Kinder und Jugendliche übergeben wird.

Ebenso spannend ist die Idee eines »mobilen Museums«. Der Gedanke dahinter ist, dass Exponate
transportabel gemacht werden und zu den Wissenssuchenden gebracht werden können, z.B in Form
eines Sammelkoffers oder eines umgebauten Autos. Selbstverständlich spielt auch die digitale
Vermittlung, wie es u.a mithilfe von Apps (z.B fabulAPP von der Landesstelle), sozialen Medien oder
Smartphones möglich ist, zunehmend eine größere Rolle. Genauso wie Ergänzungen in der
Ausstellung, um sie jedem zugänglich zu machen. Dabei kann es sich um das banale Vergrößern von
Buchstaben und Texten, eine konsequente Barrierefreiheit oder die mehrsprachige, bzw. »leichtere«
Erläuterung eines Exponats handeln. Das Freilichtmuseum Glentleiten hat dabei im Punkt Inklusion
einen guten Maßstab gesetzt: In diesem Museum bietet man blinden Menschen die Möglichkeit
mithilfe von Textausschreibungen in Blindenschrift, Hörstationen und Taststationen und -modellen
die Ausstellung genauso gut wahrnehmen zu können wie die anderen Museumsbesucher*innen
auch.

Projekte wie die oben genannten, sowie die Museumspädagog*innen, die sie entwickeln, werden
von der Landesstelle stark gefördert. Neben dem Wettbewerb um den Förderpreis »Vermittlung im Museum«
werden auch Kurse zur Qualifizierung, Professionalisierung und Vernetzung für Vermittler angeboten.
So vielversprechend und positiv diese Entwicklungen auch scheinen, sollte man dennoch im Kopf
behalten, dass es sich hierbei um Einzelfälle handelt. Dr. Kirmeier ging im darauffolgenden Vortrag
sehr kritisch auf eben diese Probleme ein, die leider immer noch größtenteils bestehen. Als Basis
stellte er drei sehr direkte Thesen auf:

  • 1. Museen sind in ihrer Struktur undemokratisch.
  • 2. Die Museen bevorzugen einen bestimmten Besuchertyp, der meist einheimisch, mittel- bis
    gutverdienend und weiß ist, sowie einen gehobenen Bildungsgrad hat.
  • 3. Viele Museen sind unvorbereitet, unzureichend ausgestattet und finanziell miserabel
    aufgestellt.

Laut Kirmeier sieht das Museum oftmals von denjenigen ab, die eigentlich im Mittelpunkt stehen
sollte: den Besuchern – also allen Besucher. Insofern müsse die Teilhabe aller und das lebenslange
Lernen in Zukunft mehr gefördert werden. Der physikalische, aber auch mentale Zugang zum
Museum sollte für jeden möglich sein. Außerdem müsse eine Atmosphäre des Willkommenseins
geschaffen werden, indem man Museumspersonal zu freundlicherem Umgang und mehr
Kritikfähigkeit ausbildet. Auch wäre es wünschenswert, dass auch der politischen Bildung im Museum
Platz eingeräumt wird – ganz egal, welches Fachgebiet die Institution behandelt.

Ein weiterer Punkt auf Kirmeiers Hausaufgabenliste für die bayerischen Museen ist die Möglichkeit
von Partizipation für die Besucher. Zwar wurden in diesem Bereich auch schon negative Erfahrungen
gemacht, die aber oft auch auf die Inkonsequenz der Museumsleitung zurückzuführen waren. Der
Besucher müsse Einfluss darauf nehmen können, wie das Museum, welches er besuchen möchte,
aussieht. Exponate oder Zeitzeugenberichte von ganz normalen Bürgern wären in vielen Fällen
außerdem eine große Bereicherung.

Zusammenfassend ist die Nachricht des MPZ-Leiters die, dass die Diskussion im und über das
Museum gefördert und gefordert, den Hürden für Museumspädagogen entgegengewirkt und der
Fokus auch auf andere Besuchergruppen erweitert werden muss.

In den anschließenden Publikumsdiskussionen mit den Referenten stellte sich aber auch heraus, dass
diese Mammutaufgaben mit der derzeitigen Besetzung im Bereich der Museumspädagog*innen nur
begrenzt umsetzbar sind. Es wäre daher für diese auch sinnvoll, sich spezielle Probleme und
Notwendigkeiten erst einmal einzeln vorzunehmen. Die Stimmung unter den Fachleuten war
dennoch positiv; durch die Diskussion fand ein reger Austausch von Fakten, Methoden und
Herangehensweisen statt. Die Vernetzung verschiedener Museen, Institutionen, Ämter und auch
Museumsgängern hat in diesem Panel also gut funktioniert. Bleibt zu hoffen, dass die Kunst- und
Kulturvermittlung in Zukunft durch mehr Fördermittel dazu in der Lage sein wird, die großen Defizite
der Museen anzupacken. (Lisanne Wolters)

 

search previous next tag category expand menu location phone mail time cart zoom edit close