art3kultursalon 2020

Wir diskutieren die Zukunft – Vernetzungskongress für Kultur, Wirtschaft, Politik
Impulse, Diskurse, Interventionen
Ein Projekt der a3kultur-Redaktion

24. und 25. Juni 2020 – Ofenhaus, Gaswerk Augsburg
Hier gelangen Sie zum Videoarchiv: https://www.youtube.com/channel/UCncUoHaXSIhcJXcnUSK2ihw

Mit mehr als 250 Besucher*innen vor Ort, verteilt auf fünf Panels, ging der zweite art3kultursalon unserer Redaktion zu Ende. Mit 24 Teilnehmer*innen diskutierten Alfred Schmidt und Jürgen Kannler an zwei Tagen im Ofenhaus die Zukunft. Ergebnis eins: Der Bezirk Schwaben wird ab Herbst ein Vernetzungs- und Kommunikationsprojekt für Kultur, Wirtschaft und Politik anbieten, das keine Rücksicht auf Stadtgrenzen nehmen wird. Ergebnis zwei: Es geht weiter!

PANEL X Welche Rolle kommt der Kultur in Post-Corona-Zeiten zu?

Thomas Girst (Leiter Kulturengagement BMW Group): »Kunst entsteht und existiert immer. Sie bahnt sich auch ohne Mammon den Weg.«

Kathrin Mädler (Intendantin Landestheater Schwaben): »Den Begriff der Systemrelevanz empfinde ich als sehr schwierig. Das klingt nach einem funktionierenden Rädchen in einem System. Kultur würde ich immer als etwas Widerständiges begreifen, als verrückt, als verquer.«

PANEL I Wie bringen wir unsere Kulturregion nach Corona wieder in Fahrt?

Susi Weber (Künstlerin, Kulturbeirätin in Augsburg, Grandhotel Cosmopolis): »Es war schon immer so, dass sich die Kunst in Sphären vorgewagt hat, in die sich andere nicht trauen – Utopien herzustellen, Dinge komplett anders zu machen.«

Maximilian Prüfer (Künstler): »Corona ist eine Art Revolution. Die spannende Frage ist: Wie soll sie aussehen? Was für eine Gesellschaft wollen wir?«

Karl B. Murr (Leiter Staatliches Textil- und Industriemuseum Augsburg – tim): »Wir müssen diese Revolution zu einer emanzipativen Revolution machen. Können wir diesen Stillstand nutzen? Wir müssen eine positive Kultur der Distanz entwickeln.«

Kathrin Oberrauch (Sammlung Finstral, Bozen): »Viele Museen haben endlich ihre Sammlungen öffentlich online zugänglich gemacht. Das war höchste Zeit.«

Martin Sailer (Schwäbischer Bezirkstagspräsident, Landrat des Landkreises Augsburg): »Die Kultur ist ein Bereich, der sofort hinterfragt wird, wenn es mal nicht so gut läuft. Als Bezirk Schwaben werden wir hier nicht sparen, auch wenn die Haushaltslage schwieriger wird.«

PANEL II Wie machen wir unsere Kulturregion attraktiv für Kreative aus aller Welt?

Titus Bernhard (Architekt): »Jeder Standort, jede Stadt ist so attrakiv für Kreative aus aller Welt, wie die Posten der Entscheidungsträger besetzt sind. Es braucht Personen, die kompetent sind, die auch mutig sind und eine Position einnehmen. Dann geht etwas voran.«

Sebastian Seidel (Künstlerischer Leiter Sensemble Theater): »Wir haben so wahnsinnig viele Labels, wir sind Friedensstadt, Literaturstadt … Augsburg vermittelt ein sehr diffuses Bild nach außen. Man müsste erst nach innen klären, was wir eigentlich wollen, wer wir sind, für was wir stehen.«

Tülay Ates-Brunner (Geschäftsführerin Tür an Tür – Integrationsprojekte gGmbH): »Die Stadt ist offener und vielfältiger geworden – auch wenn man diese Vielfalt nicht immer wertschätzt und sie auch nicht immer sichtbar ist. Da könnten durchaus weitere Plattformen existieren.«

Simone G. Bwalya (Künstlerin): »Ich hatte die Idee, über die Partnerstädte einen Künstleraustausch stattfinden zu lassen. Es gibt so viele Möglichkeiten, die man nutzen könnte, die schon vorhanden sind – man müsste nur wollen.«

Peter Bommas (Geschäftsführer Kulturpark West gGmbH): »In Augsburg wird verwaltet und eben nicht gestaltet. Ich weiß auch, dass es im Kulturamt eine Schublade gibt, in der ein Stapel mit Vorschlägen und Ideen drin ist, die alle aus der Kulturszene kamen, von denen nur ein Bruchteil jemals angegangen wurde.«

Maximilian Prüfer (Künstler): »Die Gesellschaft wird sich in den nächsten zehn, zwanzig Jahren extrem verändern: Durch Digitalisierung, Künstliche Intelligenz etc. Da wird Kreativität mitunter die größte Ressource werden.«

PANEL III Wozu braucht Wirtschaft Kultur?

Hans Schuller (Architekt): »Kunst ist in der Lage, aus sich selbst heraus zu schöpfen. Die Ideen, die freigesetzt werden, können Begeisterung wecken. Begeisterung erzeugt immer ein Wollen und dieser Wille schafft Bewegung. Auch die Wirtschaft bekommt davon Impulse.«

Angelika Pudellek (PR und Unternehmenskommunikation Dr. Grandel GmbH): »Soziale Verantwortung von Unternehmen darf natürlich nicht am Fabriktor enden. Der wirtschaftliche Gewinn muss auch wieder der Gesellschaft zugute kommen.«

Michael Bernicker (Berater, Unternehmer, Kulturförderer): »Kultur schafft Vertrauen und Verständnis, Wirtschaft schafft Wettbewerb und Innovation.«

Manfred Uhl (Hochschule Augsburg, Prof. Marketing-Management und Unternehmenskommunikation): »Wirtschaft und Kultur brauchen sich gegenseitig. Wenn beide Seiten etwas tiefer nachdenken, über ihre Rolle, ihr Profil und ihre Identität, dann werden sie dies erkennen.«

Thomas Elsen (Kunstsammlungen und Museen Augsburg, Leiter H2): »Wir können unseren Förderern nur Angebote machen – die Landschaft in Augsburg, was potenzielle Sponsoren betrifft, ist überschaubar und gleichzeitig ist die Konkurrenz groß. Wenn ich mich um weitere Mittel bemühe, dann stehen wir uns, ob wir wollen oder nicht, auf den Füßen.«

PANEL IV Kooperationsmodelle Kultur – Wirtschaft – Politik von morgen schon heute

Chris Müller (Direktor für Entwicklung, Gestaltung und künstlerische Agenden der Tabakfabrik Linz): »Wir stehen vor einer unglaublichen Umwälzung, die wir meistern müssen. Wir sind am Wendepunkt unserer Gesellschaft.«

Alfred Müllner (Geschäftsführer Stadtwerke Augsburg): »5.000 Quadratmeter für Künstler auf einem tollen Areal wie dem Gaswerkgelände – das ist der politische Wille der Stadt Augsburg. Das finde ich sensationell.«

Katinka Temme (Hochschule Augsburg, Prof. Analoge Architektur & Entwerfen): »Wir scheitern an ganz banalen Sachen. Im Wirtschaftsreferat gibt es ganz andere Prioritäten als im Kulturreferat.«

Matthias Rossi (Universität Augsburg, Prof., Lehrstuhlinhaber Juristische Fakultät): »Kooperationen setzen Freiheit voraus. Wann immer Sie eine Kooperation eingehen, gilt es aber auch Kompromisse zu machen.«

Angelika Man (Kulturmanagerin): »Die Kooperationen im Rahmen unseres Kunstprojekts »Artists in Jail« haben letztlich nicht funktioniert, weil keine Bereitschaft da war, von Anfang an mitzugehen und mitzudenken.«

Götz Beck (Tourismusdirektor, Regio Augsburg Tourismus GmbH): »Networking wird in der Zukunft einen noch wichtigeren Stellenwert einnehmen – man bekommt so eine ganz andere Kraft in die Projekte.«

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